Nirgendwo
in Afrika
Nirgendwo in Afrika (2001)
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INHALT
Eine jüdische Familie flieht vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges nach
Kenia, um dort eine Farm zu bewirtschaften. Mit den Widrigkeiten des dortigen
Lebens kommt vor allem Mutter Jettel (Juliane Köhler) nur schwer zurecht.
Sie sehnt sich nach ihrem komfortablen Leben in der besseren Gesellschaft Deutschlands.
KRITIK/INFO
"Nirgendwo in Afrika"
war bei seiner Kinoauswertung in Deutschland ein für diese Art von Film
bemerkenswerter Erfolg. Große Aufmerksamkeit wurde ihm allerdings erst
zuteil, als er 2003 den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film
erhielt. Seitdem läuft "Nirgendwo in Afrika" auch in den US-Kinos
mit einem gewissen Erfolg und wird in Deutschland in zahlreichen Kinos wiederaufgeführt.
Aus dem Off leitet die Stimme der Tochter Regina die Handlung ein. Dies forciert
ihre Funktion in dem Film, der sich eigentlich größtenteils auf die
Situation der Mutter konzentriert. Diese wirkt jedoch zu Anfang zu unsympathisch,
um den Film als Identifikationsfigur zu tragen. Sie kommt weder mit den Menschen
noch mit den Gepflogenheiten des unbekannten Landes zurecht. Einen frühen
Höhepunkt findet dieser Konflikt, als sie Owuor, den schwarzen Koch der
Familie, anherrscht, er solle Deutsch lernen, wenn er sich mit ihr unterhalten
wolle. Auch die Beziehung zu ihrem Mann Walter verschlechtert sich, da sie lieber
ihr Rosenthal-Geschirr eingepackt hat als Bücher für ihn oder einen
dringend benötigten Eisschrank. Im weiteren Verlauf des Films finden sich
alle Mitglieder der Familie immer besser in ihrer neuen Umgebung zurecht und
lernen, ihr Leben auch dort zu führen. Einen Dämpfer erhalten diese
Bemühungen bei Kriegsbeginn durch die Gefangennahme aller Deutschen durch
die Briten.
Auf formaler Ebene ist "Nirgendwo in Afrika" ein ausnahmslos gelungener
Film. Vor allem die Filmmusik von Niki Reißer überzeugt mit ihrer
Verbindung von traditionellen afrikanischen Klängen und den üblichen
Filmmusik-Konventionen. Die Aufnahmen der kenianischen Landschaft und die Beobachtung
ihrer Bewohner und deren Sitten verdient ebenfalls Lob. Regisseurin Caroline
Link scheint ein Faible dafür zu haben, älter werdende Kinder durch
zwei Darsteller spielen zu lassen. Dies war bereits in "Jenseits der Stille"
so, und auch hier kommt Regina plötzlich von der Schule nach Hause und
sieht so völlig anders aus. Der Film wäre wohl kaum anders zu verwirklichen
gewesen, dennoch reißt es den Zuschauer an dieser Stelle kurz aus dem
Filmkosmos, in dem er sich befindet. Beide jungen Schauspielerinnen können
jedoch überzeugen, ebenso Juliane Köhler. Der tschechische Schauspieler
Merab Ninidze, der Walter Redlich spielt, wirkt unterdessen etwas hölzern.
Etwas hölzern sind auch manche Dialoge geraten, dafür wird man mit
einigen präzise formulierten Weisheiten entschädigt, die im Gedächtnis
bleiben und zum Nachdenken anregen.
Ob dies nun wirklich der beste nicht-englischsprachige Film des letzten
Jahres gewesen sein soll, bleibt dahingestellt. Caroline Links bester Film ist
es schon einmal nicht, wobei sie die Meßlatte hier selbst mit "Jenseits
der Stille" in astronomische Höhen gehängt hat. Unumstritten
ist jedoch, daß sie mit "Nirgendwo in Afrika" einen präzise
beobachtenden und inszenatorisch auf ganzer Linie überzeugenden Film abgeliefert
hat. Einige Schwächen in darstellerischer Hinsicht und beim Drehbuch fallen
nicht weiter ins Gewicht. Auch wenn viele auf Zweite-Weltkriegs-Dramen aus Deutschland
keine Lust mehr haben, dieser Film ist einen Blick wert.