Good
bye, Lenin! (2003)
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INHALT
Als in der DDR das 40jährige Jubiläum mit großen Reden und Paraden gefeiert
wird, ist ihr Schicksal längst besiegelt. Doch an diesem Tag fällt die
überzeugte Sozialistin Christiane Kerner (Katrin Sass) nach einem Herzinfarkt
ins Koma. Sie verschläft den Mauerfall und den Einzug des Kapitalismus
in den sozialistischen Staat, der nicht mehr existiert. Als sie wider Erwarten
aus dem Koma erwacht und jedwede Aufregung das Risiko eines weiteren Infarkts
birgt, errichten ihr Sohn Alex (Daniel Brühl) und ihre Tochter Ariane (Maria
Simon) 79 Quadratmeter DDR in der eigenen Plattenbauwohnung.
KRITIK/INFO
Regisseur Wolfgang Beckers
zweiter Kinofilm nach "Das Leben ist eine Baustelle" ließ recht
lange auf sich warten. Fünf Jahre nach dem Überraschungserfolg mit
Jürgen Vogel und Christiane Paul in den Hauptrollen gibt es nun "Good
bye, Lenin!", der Vorschußlorbeeren in Form des deutschen Drehbuchpreises
erhielt und mit seiner originellen Story bereits bei den Medien großes
Interesse geweckt hat.
Der Trailer täuscht jedoch ein wenig über die Tatsache hinweg, daß
"Good bye, Lenin!" in erster Linie keine Komödie ist. Zwar sorgen
die Bemühungen von Frau Kerners Kindern und deren Freunden schon für
einige vergnügliche Verwirrungen, doch das Hauptaugenmerk legt das Drehbuch
auf die Veränderungen, die den Alltag eines Ost-Berliner Jugendlichen innerhalb
weniger Monate vollkommen auf den Kopf stellen. Daneben trägt der Film
eine Menge Archivmaterial aus der Zeit der Wiedervereinigung zusammen und läßt
den Zuschauer die Wichtigkeit, aber vor allem auch die Emotionalität dieses
Ereignisses spüren. Die Verhältnisse in der DDR werden dabei weder
glorifiziert noch verteufelt, Propanganda in irgendeiner politischen Richtung
liegt Regisseur Becker fern. Überhaupt wird beinahe jeder politische Aspekt
dieses größten politischen Ereignisses unserer Zeit ausgeblendet.
Beobachtet wird nur der Mikrokosmos der Hausgemeinschaft in Ost-Berlin, deren
Mitglieder die Veränderungen ganz unterschiedlich aufnehmen. Während
alte Parteifunktionäre der guten alten Zeit nachtrauern oder dem Alkohol
verfallen, passen sich die Jugendlichen dem Wandel unheimlich schnell an. Aus
dem Sozialwissenschafts-Studium der Tochter wird ruckzuck ein Job bei Burger
King, der Sohn sattelt vom Fernseher reparieren aufs Sat-Anlagen installieren
um. Alexander beginnt zudem, sich die Schein-DDR in seiner Mutter Zimmer so
zu formen, wie er sie gerne gehabt hätte. Mit offenen Grenzen statt Mauern
und Stacheldraht, ohne das totale Boykott von Westprodukten, sondern mit Handelsabkommen.
Für ihn bestand das größte Manko des Sozialismus in der Abgrenzung.
Umgesetzt wird die Geschichte auf recht originelle Weise, mit vielen Zeitrafferaufnahmen
und einer äußerst dichten Erzählung. Hier zeigt sich, daß das Drehbuch den
Preis nicht umsonst bekommen hat, denn die zwei Stunden Film entwickeln keinen
Leerlauf, sondern haben immer etwas Neues zu berichten. Für die Filmmusik konnte
Yann Tiersen ("Die fabelhafte Welt der Amélie") gewonnen werden, der jedoch
nicht viel mehr als die bekannt minimalistischen Klavierläufe drauf zu haben
scheint und dessen Engagement dafür sorgt, daß man sich während des Films ständig
fragt, wo man diese Musikuntermalung schon einmal gehört hat. Die Darsteller
überzeugen unterdessen allesamt, vor allem Katrin Sass als engagierte Genossin,
die einen Herzinfarkt erleidet, als sie ihren Sohn bei einer Demonstration
gegen das Regime sieht.
Wolfgang Becker ist nach fünf Jahren kreativer Pause ein wirklich herrlicher
Film gelungen, dessen Drehbuch eine originelle Storyline zu einer niemals langatmigen
Geschichte verdichten kann. Die komödiantischen Abschnitte treten dabei trotz
ihrer Gelungenheit gegenüber den ernsten Aspekten in den Hintergrund, während
der Film vor allem die Wiedervereinigung noch einmal auf überwältigend emotionale
Weise ins Gedächtnis ruft.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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