Roter
Drache (2002)
INHALT
Dem FBI-Agenten Will Graham (Edward Norton) gelingt es, den berüchtigten
Serienkiller Hannibal "The Cannibal" Lecter (Anthony Hopkins) dingfest
zu machen. Er wird von Lecter jedoch schwer verletzt und quittiert den Dienst.
Jahre später beginnt ein Serientäter, ganze Familien auf grausame
Weise umzubringen. Das FBI bittet Graham um Hilfe, und der wiederum besucht
Lecter im Gefängnis um von ihm Hinweise zu erhalten.
KRITIK/INFO
Chronologisch gesehen ist
die Handlung dieses Hannibal-Films noch vor "Das Schweigen der Lämmer"
angesiedelt und wurde bereits 1986 von Regisseur Michael Mann unter dem Titel
"Manhunter" (deutsch: "Blutmond") verfilmt. Brett Ratners
("Rush Hour") wenig anspruchsvolle Aufgabe bestand nun darin, diesen
Film mit anderen Darstellern neu aufzulegen. Vor allem soll wohl Anthony Hopkins
in seiner Paraderolle den Lecter-Kultstatus festigen, doch auch drumherum wurde
das große Manko der ersten Verfilmung bestens ausgeglichen: Edward Norton,
Ralph Fiennes, Emily Watson, Harvey Keitel, Philip Seymour Hoffman – allesamt
Schauspieler der allerersten Garde, die praktisch alles spielen können
und auch hier brillieren. Ansonsten wurde recht wenig verändert. Dialoge
gibt ohnehin das Buch von Thomas Harris vor, doch sogar ganze Sequenzen sind
Einstellung für Einstellung aus Michael Manns Film übernommen. Verwunderlich,
daß er keinen Credit unter den Autoren bekommen hat.
Letztlich bietet der Film nicht viel mehr als solide Thrillerkost. Die Klasse
von "Das Schweigen der Lämmer" erreicht er zu keinem Zeitpunkt,
in die Untiefen grenzenloser Langeweile von "Hannibal" rutscht er
glücklicherweise auch nicht ab. Leider hat er es nötig, in einigen
Szenen mit billigsten Schockeffekten zu arbeiten, obwohl "Roter Drache"
eigentlich einen durchweg nervenkitzelnden Spannungsbogen vorzuweisen hat. Überzeugend,
wenn auch nicht hervorragend, ist einmal mehr die Arbeit Danny Elfmans als Komponist
der Filmmusik. Im Thriller-Genre ist er in seinem Element, auch wenn er wohl
nur bei Tim-Burton-Filmen richtig innovativ wird.
Man wird bei "Roter Drache" das Gefühl nie los, daß es
sich um ein eiskalt kalkuliertes Marketingprojekt handelt, das so kurz nach
dem letzten Film der Reihe, "Hannibal", Lecters Kultstatus festigen
soll und ansonsten hastig heruntergekurbeltes Popcorn-Kino ohne Ambitionen ist.
Dazu wurde zwar eine überzeugende Darstellerriege gewonnen, doch bleibt
man doch mit einem unbefriedigten Gefühl im Kinosessel zurück, wenn
eine direkt aus "Das Schweigen der Lämmer" übernommene Szene
den Abspann einleitet.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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