Die
Bourne Identität (2002)
INHALT
Ein bewußtloser junger Mann (Matt Damon) wird von einem Fischkutter aus
dem Meer gefischt. Er hat zwei Einschußlöcher im Rücken und
zudem findet der Schiffsarzt noch einen Hinweis auf ein Schweizer Nummernkonto
einoperiert in seine Hüfte. Wieder bei Bewußtsein, kann sich
der Mann an nichts mehr erinnern und geht dem einzigen Hinweis nach, den er
hat. Bald findet er heraus, daß sein Name Jason Bourne ist und er offenbar
als Auftragskiller tätig war. Zufällig lernt er Marie (Franka Potente)
kennen, die ihm bei seiner Flucht vor den ehemaligen CIA-Kollegen hilft.
KRITIK/INFO
Auf den ersten Plakaten
zu "The Bourne Identity" prangte noch der Schriftzug "Vom Regisseur
von 'Swingers' und 'Go!'". Doug Limans ersten beiden Filme spielten jedoch
obwohl allesamt überaus sehenswert an den Kinokassen zusammengerechnet
in ihrer ganzen Spielzeit nicht so viel ein wie die Story über den CIA-Agenten
Jason Bourne in der ersten Spielwoche. Ein Vergleich fällt hier auch wahrlich
schwer, waren "Swingers" und "Go!" doch beide relativ dialoglastige
Independent-Filme, die mit Minimal-Budget, aber dafür einer ganzen Menge
Originalität in Szene gesetzt wurden. Mit "Bourne Identity" beweist
Doug Liman nun, daß sich sein Stil auch wohltuend auf ein großes
Budget und eine reinrassige Agenten-Story auswirken kann.
In manchen Szenen blitzt nämlich nämlich noch der Chaos-Regisseur
Liman auf, der gerne mit der Handkamera improvisierte Szenen aufnimmt um sie
mit einem hektischen Schnitt endgültig in eine fürs Mainstream-Kino
doch eher unorthodoxe Form preßt. Daß dies bei Kampfszenen und Verfolgungsjagden
auch funktionieren kann, zu diesem Weitblick muß man den Produzenten gratulieren,
die Liman engagierten. Einer der Höhepunkte des Films ist nämlich
eine klassische Verfolgungsjagd quer durch Paris mit einem alten roten
Mini Cooper, versteht sich. In einigen Szenen fühlt man sich doch dann
tatsächlich an "Go!" erinnert, der ebenfalls eine recht eindrucksvolle
Szene dieser Art enthält, nur eben in Las Vegas.
Von besonderem Kaliber ist auch die Besetzung. Denn genau wie sich die Filmhandlung
quer durch Europa schlängelt, so stehen auch auf der Besetzungsliste ungewöhnlich
viele in Hollywood noch relativ unbekannte Namen, die in Europa eher ein Begriff
sind oder zumindest in gänzlich anderen Genres. Als erstes zu nennen
wäre da natürlich Franka Potente, die hier in ihrer bereits dritten
Hollywoodproduktion zu sehen ist die vierte steht bereits in den Startlöchern
und weitere werden wohl folgen. Die junge Schauspielerin aus Westfalen scheint
tatsächlich den Durchbruch in Übersee geschafft zu haben, konnte sie
doch nun schon mit Regisseuren wie Ted Demme und Todd Solondz und Stars wie
Johnny Depp und Elijah Wood zusammenarbeiten. Clive Owen, der einen "Kollegen"
Jason Bournes darstellt, ist unterdessen in Großbritannien als Charakterdarsteller
etabliert ("Croupier"). Und Julia Stiles als CIA-Verbindungsfrau in
Europa kennt man aus zahlreichen Teeniefilmchen wie "10 Dinge, die ich
an dir hasse" oder "Save the last dance".
Mal von Stil und Besetzung abgesehen ist "Bourne Identity" ein geradliniger
und vor vorne bis hinten spannender Agentenstreifen, der ein bißchen weniger
übertreibt als die meisten anderen Filme seines Genres und dafür etwas
mehr Menschlichkeit zeigt, das wahre Leben nicht aussperrt. Auch die psychologische
Belastung, unter der Bourne aufgrund seiner Amnesie steht, wird zumindest angedeutet.
Bis auf ein paar kleine Ausnahmen ist der Film jedoch leider etwas humorlos
geraten, und auch fühlt man sich im Nachhinein aufgrund der Aussagelosig-
und Unverbindlichkeit des Gesehenen ein klein wenig leer. Doch dieses Gefühl
verschwindet sogleich, wenn man sich an die glaubwürdig entwickelten, sympathischen
Figuren zurückerinnert.
"Die Bourne Identität" ist ein ohne Einschränkung sehenswerter
Thriller mit einer grandiosen Besetzung und einer stilsicheren Inszenierung.
Daß es der Geschichte ein wenig an inhaltlicher Tiefe mangelt ist in diesem
Genre wohl zu verschmerzen, erst recht da der Film psychologisch und großteils
sogar storymäßig glaubwürdig daherkommt.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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