Moovienet FilmdatenbankDas weiße Rauschen (2002)

Szenenfoto INHALT Lukas (Daniel Brühl) zieht zu seiner Schwester Kati (Anabelle Lachatte) und ihrem Freund Jochen (Patrick Joswig) nach Köln. Nach dem Konsum diverser Drogen beginnt er Stimmen zu hören…
KRITIK/INFO "Das weiße Rauschen, das sind alle Visionen, aller Menschen, aller Zeiten, in einem Augenblick". Das wäre also schon einmal geklärt. Nur das Rauschen des Meeres, eines Flusses oder der Dusche kann die Stimmen in Lukas' Kopf zum Verstummen bringen, weshalb er bei der ersten Attacke einer paranoiden Schizophrenie Stunden unter der Dusche verbringt.
Hans Weingartners Abschlußfilm ist ganz in einer Dogma-ähnliches Ästhetik gedreht, ausschließlich mit DV-Handkameras, ohne großartige künstliche Beleuchtung – auch ein richtiges Drehbuch gab es nicht. Zumindest einen Soundtrack hat man dem Film jedoch gegönnt, weswegen er als Dogma-Film schon einmal nicht durchgehen würde. Eine schwierige Aufgabe hatten dabei die Schauspieler, allen voran Daniel Brühl als Lukas. Filme wie dieser sind sehr realitätsnah und intensiv, es wird viel improvisiert und während des Drehs erst entwickelt, was eine enorme Identifikation von Darstellern und Crew voraussetzt. Anscheinend war dies alles beim Dreh zu "Das weiße Rauschen" gegeben, denn die Geschichte von Lukas überzeugt auf beinahe jeder Ebene. Der Ausbruch der Krankheit wird zuerst den Drogen zugeschrieben, was sich jedoch bald in einer Rückblende als Trugschluß herausstellt. Abgesehen von dieser Rückblende taucht der Zuschauer die meiste Zeit in die Wahrnehmung des schizophrenen Lukas ein. Vor allem bei der Tonkulisse hat man sich viel Mühe gegeben, man hört die Stimmen in Lukas' Kopf, wie sie ihn beleidigen und zu Dingen drängen, die er eigentlich gar nicht zun möchte. Als nicht so gelungen und etwas unglaubwürdig kann man den letzten Teil und die Auflösung des Films bezeichen, als sich Lukas einer Gruppe von Hippies auf der Reise nach Spanien anschließt. Dort findet er zwar Anschluß eine familienähnliche Gemeinschaft, fällt dann aber in seine Krankheit zurück, da sich die neugewonnenen Freunde allmählich gegen ihn wenden.
"Das weiße Rauschen" könnte man als eine realistische Variante von "A beautiful mind" bezeichnen, zwar ohne Genie hinter der Krankheit, dafür aber auch ohne all die verklärenden Hollywood-Elemente. Eine Schizophrenie ist eben nicht das gemütliche Zusammenleben mit erdachten Menschen, sondern ein viel verwirrenderer Zustand mit weniger eindeutigen Symptomen. Insofern ist "Das weiße Rauschen" ein zeitweise sehr intensiver Film, der den Zuschauer an der Empfindung eines Schizophrenen teilhaben läßt. Ein mutiges Unterfangen, das geglückt ist, auch wenn auf erzählerischer Ebene vor allem zu Schluß einige Abstriche zu machen sind.

Spaß Spannung Action Erotik Niveau Wertung
     

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