Moulin
Rouge (2001)
INHALT
Der junge Schriftsteller Christian (Ewan McGregor) kommt nach Paris, lernt im
berüchtigten Nachtclub "Moulin Rouge" die Tänzerin Satine
(Nicole Kidman) kennen und verliebt sich in sie.
KRITIK/INFO
Der australische Regisseur
Baz Luhrmann bleibt bei seiner dritten Regiearbeit seiner Linie treu. Ähnlich
wie vor fünf Jahren bei seinem ersten in Hollywood gedrehten Film "Romeo
& Julia" versucht er, scheinbar unvereinbare Dinge in Einklang zu bringen.
In diesem Fall haben wir ein klassisches Kostümfilm-Musical, das in Paris
um 1900 spielt, in Videoclip-Ästhetik und mit diversen Medleys aus bekannten
Pop-Songs des 20. Jahrhunderts von Queen bis Madonna. Was sich zuerst nach einer
seltsamen Mischung aus "Dancer in the Dark" und "Ritter aus Leidenschaft"
anhört, funktioniert jedoch in weiten Teilen ziemlich gut. Der Einstieg
in die Geschichte nimmt das nicht vorhandene Happy-End bereits vorweg und der
Plot ähnelt ein bißchen dem von "Romeo & Julia": Zwei
Liebende setzen sich über die Steine, die ihnen die Gesellschaft in den
Weg legt, hinweg, und müssen doch tragisch enden. Auch einige weitere Details
der Handlung weisen eine gewisse Ähnlichkeit auf, aber das läßt
sich damit erklären, daß Luhrmann auch stets denselben Co-Autor bei
seinen Drehbüchern hinzuzieht (Craig Pearce). Zu Anfang beherrscht eine
gewisse Leichtigkeit die Szenerie, viele komödiantische Einlagen, ganze
Videoclipartige Abschnitte, um den feucht-fröhlichen Alltag im "Moulin
Rouge" darzustellen.
Die Inszenierung ist äußerst rasant gestaltet und mag manchen in
seinen schnellen Bildfolgen sogar überfordern. Diese Reizüberflutung
ist man nicht gewohnt, wenn man kein regelmäßiger MTV-Zuschauer ist.
Zu diesen überaus detailreichen, manchmal auch überladenen Bildern,
kommt ein raffinierter Soundtrack: Er besteht nicht nur aus Originalmusik, übrigens
sogar teilweise von den Darstellern selbst gesungen, sondern enthält auch
eingestreute bekannte Melodien wie zum Beispiel Madonnas "Like a virgin"
oder Queens "The show must go on". Diese "Diebstähle"
sorgen immer wieder für einen Aha-Effekt beim Publikum. Einige zugegebenermaßen
schöne Melodien kehren vielleicht einen Tick zu oft wieder und ermüden
für einen Moment. Doch Luhrmann läßt dem Zuschauer ohnehin wenig
Verschnaufpausen, sodaß die über zwei Stunden Spielzeit wie im Flug
vergehen.
Die
Schauspieler unterdessen sind in diesem Feuerwerk an originellen Einfällen
manchmal nur noch Werkzeuge. Nicht daß die Besetzung nicht durch die Bank
fantastisch wäre, auch wenn Nicole Kidman ihren männlichen Gegenpart
wie üblich glatt an die Wand spielt, aber am Ende fällt die Anteilnahme
am bitteren Ende ungeahnt schwer. Luhrmann hat in all der Pracht vernachlässigt,
den Figuren eine echte Kontur zu geben, sodaß seine klassisch-tragische
Geschichte am Ende nicht die Wirkung entfaltet, die sie haben könnte.
"Moulin Rouge" ist wache Sinne vorausgesetzt ein unglaublich
origineller Film voller visueller und musikalischer Reize, dessen Wirkung über
die ganze Spielzeit anhält. Daß die Charaktere dabei etwas zu kurz
kommen, ist ob solchen inszenatorischen Talents und filmmusikalischer Raffinesse
kein Beinbruch.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
---|---|---|---|---|---|
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