Weil
ich ein Mädchen bin (1999)
INHALT
Megan (Natasha Lyonne) ist ein typisches All-American-Girl. Sie ist begeisterte
Cheerleaderin und seit zwei Jahren mit ihrem Freund zusammen, dessen Küßkünste
allerdings etwas zu wünschen übrig lassen. Weil sie nach Ansicht ihrer
Freunde und Familie jedoch etwas zu viel Körperkontakt mit ihren Cheerleader-Freundinnen
und zudem Bilder von Frauen in ihrem Spind hat, wird sie in ein Umerziehungslager
für Homosexuelle geschickt, die dort wieder "normal" werden sollen.
Dort trifft sie Graham (Clea DuVall) und erstmals gesteht sie sich ihre Gefühle
für das andere Geschlecht ein.
KRITIK/INFO
Die ersten paar Minuten
dieses Films lassen den Verdacht aufkommen, es handele sich um eine herkömmliche
Teenie-Komödie à la "American Pie", bei der die Zuschauer
mit ein paar derben Gags und Ekeleffekten durch die Spielzeit gebracht werden.
Doch schon sehr bald wird klar, daß es bei diesem Film um etwas mehr geht.
Es geht um Intoleranz gegenüber Homosexuellen, aber vor allem um die Angst
der gutbürgerlichen, prüden Gesellschaft vor dieser "Andersartigkeit".
Angeblich existieren Umerziehungsheime wie "True Directions" auch
im realen Amerika, und sie werden im Film genauso wie die homophoben Eltern
herrlich überspitzt dargestellt. Schon bald hält man die liebenswerten
Insassen des Heims für die eigentlich "Normalen", die in einer
Welt von durchgeknallten Heterosexuellen nach Halt suchen, den sie sich nur
gegenseitig geben können.
"Weil ich ein Mädchen bin" lebt von seinen gnadenlosen Übertreibungen,
rutscht aber im Laufe der Handlung zunehmend in immer skurrilere Gefilde ab
und Regisseurin Jamie Babbit verliert zwischendurch auch etwas das Gefühl
für's richtige Timing und es schleichen sich einige Längen ein.
Die
rosarote Ausstattung des Heims und auch sämtliche anderen Schauplätze
sind ziemlich hintersinnig gewählt, zum Beispiel herrschen in Megans reaktionärem
Bilderbuchzuhause Brauntöne vor, erst in der Schwulendisco "Cocksucker"
lösen sich diese Unifarben in einer bunten Mischung auf. Etwas nervig geraten
ist der Soundtrack, der wohl auch die Skurrilität der Situationen unterstreichen
sollte eine überflüssige Maßnahme. Erfreulich sind die
darstellerischen Leistungen und die interessante Besetzung in den Nebenrollen:
Da kann man Ru Paul als Hetero-Trainer entdecken, Julie Delpy als Disco-Lesbe,
Melanie Lynskey als stille, linienkonforme Zimmergenossin und Cathy Moriarty
in einer Paraderolle als Heimleiterin mit latent schwulem Sohnemann.
Alles in allem ist "Weil ich ein Mädchen bin" (Originaltitel:
"But I'm a cheerleader") eine schräge Mixtur aus Teenie-Liebeskomödie,
Satire und Drama, die im Großen und Ganzen durchaus gefallen kann und
einige sehr schöne Momente hat (zum Beispiel das Finale). Die genannten
Schwächen trüben den positiven Gesamteindruck leider ein wenig.
Spaß | Spannung | Action | Erotik | Niveau | Wertung |
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