Im Juli (2000)

INHALT Dem angehenden Lehrer Daniel (Moritz Bleibtreu) fehlt es in seinem Beruf noch ein wenig an Durchsetzungsvermögen, denn die Schüler tanzem ihm wie jedem Referendar auf der Nase herum und beenden ihren Unterricht beispielsweise einfach selbst, wenn es ihnen paßt. Auf der Straße spricht ihn die alternativ eingestellte, aber geschäftstüchtige Juli (Christiane Paul) an und verkauft ihm einen Ring mit einer Sonne darauf. Sie prophezeit ihm, daß er an diesem Symbol sein Glück erkennen wird. Daniel mißversteht den Anmach-Versuch jedoch und entdeckt als erstes Mädchen mit dem Sonnensymbol Melek (Idil Üner), in die er sich prompt verliebt. Doch Melek macht sich bereits am nächsten Tag auf den Weg in ihre Heimat, um sich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit jemandem unter der Bosperus-Brücke in Istanbul zu treffen. Daniel reist ihr nach, und wie es der Zufall so will, wird er von Juli begleitet, die immer in den Urlaub trampt und mit demjenigen fährt, der als erstes anhält.
KRITIK/INFO Regisseur Fatih Akin legt bei "Im Juli" einen recht lahmen Start hin. Einziger Lichtblick in der Exposition ist Daniels skurriler Nachbar, der den schüchternen Typ gekonnt auszunutzen weiß. Idil Üners Gesangseinlage jedoch ist auf eine Art und Weise inszeniert, die aus einem indischen Liebesfilm stammen könnte, was auf den hiesigen Kinogänger möglicherweise etwas befremdlich wirkt. Ein bißchen Weltoffenheit ist für den Genuß dieses Films auf jeden Fall nötig. Denn Akin führt den Zuschauer durch das osteuropäische Ausland (Ungarn, Bulgarien, Türkei, Bayern) und zeigt sehr viel von den einzelnen Ländern, ihren Einwohnern und deren Mentalität. Zu diesem Zeitpunkt, wenn die Reise von Juli und Daniel beginnt, fängt der Film auch an, Spaß zu machen. In teilweise beinahe episch langen Szenen zeigt "Im Juli" - ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen - die entscheidendsten Momente zwischen den beiden Hauptfiguren. Daß die Story beinahe einzig und allein auf einigen haarsträubenden Zufällen beruht, stört dabei nicht weiter, gibt sie doch Anlaß zu einer Menge hinreißend-komischer Momente.
Wer behauptet eigentlich immer, der deutsche Kinofilm befände sich in einer Krise? Wenn man die Besucherzahlen inländischer Produktionen betrachtet, mag das hinkommen, langsam aber sicher habe ich jedoch die Vermutung, daß dies nicht an unseren Filmen liegt, sondern am Marketing oder gar den Zuschauern selbst. Denn "Im Juli" hat mich genau wie viele andere deutsche Filme, die ich im letzten Jahr gesehen habe, sehr gut unterhalten und auch formal wie darstellerisch überzeugt. Leute, hört auf, solche Filme zu ignorieren, Ihr wißt ja gar nicht, was Euch entgeht!