Romance
(1998)
INHALT
Marie (Caroline Ducey) ist Lehrerin und hat ein Problem: Ihr Freund (Sagamore
Stévenin) zeigt keinerlei sexuelles Interesse mehr an ihr. Also zieht sie los,
um sich ihre Befriedigung woanders zu suchen und wird gleich mehrmals fündig:
Bei dem Playboy Paolo (Rocco Siffredi), bei einem Fremden, der ihr auf der Straße
100 Franc für ihre Dienste bietet und dem Direktor ihrer Schule (Francois Berléand),
der sie mit seinen Praktiken wahrhaft "fesselt".
KRITIK/INFO
Regisseurin Cathérine Breillat,
die schon früh durch die sexuell unverblümte Sprache ihrer Bücher auffiel, wollte
einen Film über die weibliche Sexualität drehen und mit Klischees aufräumen.
Auch wenn in den Off-Monologen der Protagonistin Marie durchaus einige tiefergehende
Wahrheiten liegen, gestaltet sich die ganze Sache doch ziemlich zäh. Wenige
Schnitte und daraus resultierend ewig lange Einstellungen, in denen sehr wenig
geredet und noch weniger getan wird, können mit der Zeit zu einem Geduldsspiel
werden. Durch die steril wirkenden Schauplätze sowie die Wortkargheit der Darsteller
wird der Effekt noch verstärkt. Lediglich die Szenen mit Maries Vorgesetzten,
Robert, sorgen kurzzeitig für Unterhaltung. Was den Film dennoch aus der breiten
Masse hervorhebt und wahrscheinlich auch erst in die deutschen Kinos gebracht
hat, ist die vollkommen tabulose Darstellung von Sexualität. Was man normalerweise
nur in...naja...bestimmten anderen Kinos zu sehen bekommt, wird hier auf die
ganz normale Kinoleinwand gebracht. In dieser Hinsicht wirkt der Film wie eine
Art Befreiungsschlag, denn die Aufhebung der ungeschriebenen Regeln was die
Darstellung von Sexualorganen angeht, ist eine gute Sache, denn in einem Film,
in dem es nunmal hauptsächlich um Sex geht, sollte dieser auch gezeigt werden.
"Romance" übertreibt es in dieser Hinsicht aber nicht, von Pornographie kann
man absolut nicht sprechen.
In der letzten Viertel Stunde schießt Breillat dann weit über ihr Ziel hinaus
und rutscht in fast surreale Gefilde ab, wenn ihre Hauptfigur zum finalen Befreiungsschlag
ausholt.
Am Ende des Films bleibt der Eindruck, daß auf dieser Grundlage viel mehr möglich
gewesen wäre. Rein erzähltechnisch hätten der Handlung etwas weniger Geradlinigkeit
und etwas mehr Drehbucheinfälle sicher gutgetan. Denn mit ein oder zwei pointierten
Dialogen und ansonsten nur leerem Geschwafel läßt sich sicher kein unterhaltsamer
Film machen. Rein darstellerisch ist "Romance" auch nicht hundertprozentig gelungen,
Caroline Ducey und Francois Berléand sind überzeugend, der Rest des Ensembles
ist es nicht. Wobei man Sagamore Stévenin zugestehen muß, daß seine Rolle des
immer nur stoisch im Bett liegenden und sämtliche erniedrigenden Aufmunterungsversuche
seiner Freundin abwehrenden Paul sicher nicht allzu viel hergibt. "Romance"
ist eine vertane Chance, da Regie und Drehbuch mit einer derart unverschämten
Ideenlosigkeit an die Sache herangehen, anstatt das Thema auf originelle Weise
umzusetzen, was sicher möglich gewesen wäre. Ob mit dem Film allzu viel für
das Verständnis weiblicher Sexualität getan wurde, bleibt ebenfalls fraglich.