Anatomie (1999)

INHALT Medizinstudentin Paula (Franka Potente) darf, nachdem sie einen Wettbewerb als zweitbeste bundesweit abgeschlossen hat, einen Kurs in Anatomie bei einem renommierten Professor an der Universität Heidelberg belegen. Eines Tages landet die Leiche eines jungen Mannes, dem Paula bei ihrer Anreise im Zug medizinische Unterstützung wegen seines Herzfehlers leistete, auf Paulas Seziertisch. Sie zweifelt an seinem natürlichen Tod, untersucht die Leiche und kommt einer Vereinigung auf die Spur, die mit lebenden Menschen grausige Experimente durchführt.
KRITIK/INFO Horror-Thriller sind ja in der Regel nicht gerade die Stärke des deutschen Films und die Besetzungsliste klingt bis auf Franka Potente auch nicht gerade vielversprechend. Da hätten wir "Und tschüß"-Star Benno Führmann neben "Top of the pops"-Moderator Holger Speckhahn und in einem klitzekleinen Gastauftritt auch Sabrina Setlur. Doch "Anatomie" überrascht durch eine atmosphärisch sehr dichte Story, großteils überzeugende Darsteller und eine gelungene technische Ausführung. Die Kameraführung ist hin und wieder durchaus sehr einfallsreich und auch die musikalische Untermalung wurde gekonnt eingesetzt. Ein Schuß Ironie lockert den Film zusätzlich auf, ohne ihn zu einer Farce verkommen zu lassen. Ungewöhnlich und auch etwas der Spannung abträglich ist, daß die Täter schon ziemlich früh bekannt sind, dafür hält sich "Anatomie" mit falschen Fährten und konstruierten Zufällen zurück. Die Schockeffekte werden in einem überschaubaren Maß angewendet und stellen glücklicherweise nicht die einzigen Höhepunkte im Spannungsbogen dar. Leider weidet sich der Regisseur jedoch in einigen Szenen geradezu an aufskalpierten Bäuchen und brutalen Injektionen. Diese Ekeleffekte sind sicher nicht jedermanns Sache. Auch die Verschwörungstheorien, die die fortgeschrittene Handlung des Films bestimmen, wirken leicht aufgesetzt. Alles in allem ist "Anatomie" ein sehr unterhaltsamer, wenn auch oberflächlich intellektueller, Horror-Schocker, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt und den es sich anzusehen lohnt - zumindest einmal im Leben.