Moovienet FilmdatenbankInland Empire
Inland Empire (2006)

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SzenenfotoINHALT Schauspielerin Nikki Grace (Laura Dern) bekommt die Hauptrolle im neuen Film des Regisseurs Kingsley Stewart (Jeremy Irons). Während einer Sprechprobe eröffnet Stewart ihr und ihrem Filmpartner Devon Berk (Justin Theroux), daß ein Fluch auf dem Drehbuch lastet.
KRITIK/INFO Die Inhaltsangabe bezieht sich lediglich auf die ersten 20 Minuten dieses beinahe drei Stunden langen Werks. David Lynch drehte ohnehin ohne Skript, sondern schrieb die Szenen einfach immer direkt vor Drehbeginn. Alles was danach kommt liegt außerhalb des Erfassungsbereichs einer herkömmlichen Inhaltsangabe. Wie in einem nicht enden wollenden Alptraum gerät die Hauptfigur von einer seltsam-skurrilen Situation in die nächste, ein Zusammenhang ist nur selten erkennbar. Dazwischen spielen einige Szenen in Polen (auf Polnisch), einige stellen sich immer wieder am Ende als Teil des "Films im Film" heraus. Während bei "Mulholland Drive" nach einiger Beschäftigung mit dem Stoff wohl noch eine einigermaßen vernünftige Erklärung für das Gesehene gefunden werden konnte, scheint dies bei "Inland Empire" größtenteils unmöglich.
Lynch hat die Digitalkamera für sich entdeckt. Er hat bereits verlauten lassen, daß er nie wieder einen Film auf traditionellen Kameras drehen will. Von daher hat "Inland Empire" optisch nicht mehr viel mit seinen Vorgängern zu tun. Lynch nutzt nun exzessiv die Möglichkeit, die Gesichter der Figuren in Großaufnahme zu zeigen, da er mit der handelsüblichen Sony-Kamera, mit der der Film gedreht wurde, eine völlig andere Bewegungsfreiheit genießt als mit einer Filmkamera. Zu unheilschwangeren Klängen folgen wir den Figuren oft durch dunkle Gänge, und es kommt dabei tatsächlich so etwas wie Spannung auf, weil man nicht weiß, was einen hinter der nächsten Ecke erwarten könnte. Befindet man sich in einem Horrorfilm, einer Komödie, wer weiß? Bei Lynch ist alles möglich.
Nach dem Erfolg von "Mulholland Drive" hat man Lynch offenbar freie Hand gelassen, und er machte genau den Film, den er schon immer machen wollte. Dieser ist für Durchschnitts-Kinogänger schlichtweg unerträglich, doch vermutlich auch für manchen Lynch-Fan schwer durchzustehen. Während es dem Film im Mittelteil noch gelingt, auf wundersame Weise packend zu sein, verliert er sich irgendwann in scheinbarer Beliebigkeit. Nach drei Stunden des Auslotens psychologischer Traumwelten fühlt man sich ermüdet, ja geradezu erschlagen von Lynchs Epos. Und man schüttelt nur noch den Kopf, wenn neben der sterbenden Hauptfigur Obdachlose eine Diskussion über ihre Fahrt nach Pomona (eine Stadt im Kreis Los Angeles) beginnen. Man sollte sich den Kinobesuch gut überlegen. Nicht jeder kommt mit Lynchs kranker Fantasie klar. Und bevor ich es vergesse: Laura Dern ist unglaublich!
David Lynch entfesselt in seinem ultimativen Epos skurrile Traumwelten und verzichtet komplett auf eine Story. Das ist auf Dauer ermüdend und für den unbedarften Kinogänger mit Sicherheit ungenießbar. Selbst Lynch-Fans werden auf eine harte Probe gestellt.

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