Moovienet FilmdatenbankAdams Äpfel
Adams æbler (2005)

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SzenenfotoINHALT Ein beständig an das Gute im Menschen glaubender Pastor (Mads Mikkelsen) engagiert sich in einem Resozialisierungsprogramm für ehemalige Strafgefangene und beherbergt so in seinem Pfarrhaus den Tankstellenräuber Khalid (Ali Kazim), den kleptomanischen Vergewaltiger Gunnar (Nicolas Bro) und seit neuestem auch den Neonazi Adam (Ulrich Thomsen). Für die Dauer seines Aufenthaltes wählt Letzterer im Scherz als Mission, einen Kuchen mit den im Garten des Pfarrhauses wachsenden Äpfeln zu backen. Adam versucht von nun an fortlaufend, den Gutmenschen Ivan zu provozieren. Und auch die Resozialisierung seiner Kameraden ist von wenig Erfolg gekrönt.
KRITIK/INFO Anders Thomas Jensen ist der wohl produktivste Filmschaffenden Dänemarks. Nach eigenen Angaben ist er an 20% der Jahresfilmproduktion des Landes beteiligt. Meist als Drehbuchautor, zum dritten Mal nach "Flickering Lights" und "Dänische Delikatessen" nun auch als Regisseur. Wer den ein oder anderen dänischen Film der vergangenen Jahre gesehen hat, der wird auch einen Großteil des Personals wiedererkennen. Mads Mikkelsen brillierte bereits in "Dänische Delikatessen" als verschwitzter Metzger mit kannibalistischen Praktiken und wird im neuen James-Bond-Film "Casino Royale" sogar als Bösewicht zu sehen sein.
Das Szenario, das "Adams Äpfel" beschreibt, ist an sich schon herrlich abgedreht und verspricht viel schwarzen Humor sarkastischster Natur. So tauscht Neonazi Adam, in seinem neuen Zuhause angekommen, zuerst einmal das Kreuz an der Wand gegen ein Hitler-Portrait und die Bibel im Nachtisch gegen "Mein Kampf" aus. Die Bibel wird jedoch ein merkwürdiges Eigenleben entwickeln und ihn stets mit dem Buch Hiobs konfrontieren, während der Apfelbaum von biblischen Plagen heimgesucht wird. In Adam erwachsen Agressionen, die er auch an seinem Betreuer ausläßt. Dieser jedoch verhält sich ganz nach dem biblischen Prinzip des die-andere-Backe-hinhaltens. Am Ende läuft die Situation völlig aus dem Ruder und es kommt zu einem unglaublichen "Wunder".
Dies alles erzählt Jensen mit dem selbst kultivierten dänischen Humor, der von Gewalt und Sarkasmus geprägt ist. Allerdings merkt man seiner dritten Regiearbeit durchaus an, das er sein Sujet etwas ernster nimmt als dies bisher der Fall war. Waren "In China essen sie Hunde" oder "Old men in new cars", zu denen er die Drehbücher schrieb, noch etwas holprige, wenn auch ungemein amüsante, Tarantino-Kopien, so wirkt "Adams Äpfel" viel mehr als eigenständiges Werk mit deutlich mehr Tiefgang und Interpretationsspielraum für den Zuschauer. Im Laufe des Films werden so viele, vor allem im kirchlichen Kontext, umstrittene Themen angeschnitten, daß von der entwaffnenden Banalität früherer Filme nichts mehr übrig bleibt. Eine Gemeinsamkeit bleibt jedoch: Zum Finale hin überschlagen sich die Ereignisse und werden derart übertrieben, daß die Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte zu leiden beginnt. Doch nur mit diesem Ausgang funktioniert der Film so wie er sollte. Nur so kann er den "Kulturpreis der dänischen Pastoren" und gleichzeitig die Herzen aller Atheisten gewinnen. Da ist Jensen ein Kunststück gelungen.
Die üblichen Verdächtigen aus Dänemark finden sich wieder zusammen, um einen Film zu machen. Dieses Mal jedoch besitzt die Geschichte deutlich mehr Ernsthaftigkeit, auch wenn der anarchische Humor der Vorgänger noch oft genug aufblitzt. Ein nachdenklich stimmender, provokativer und zugleich witziger Film, dessen großartige Darstellerleistungen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollten.

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