Fahrenheit
9/11
Fahrenheit 9/11 (2004)
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CD |
INHALT
Michael Moore
wirft einen Blick auf die Vereinigten Staaten von Amerika nach den Anschlägen
des 11. September 2001 und beleuchtet, wie die Regierung Bush die allgemeine
Angst und Paranoia für ihre zweifelhaften Ziele ausnutzte.
KRITIK/INFO
Mit "Bowling for Columbine",
"Roger & Me" oder "The Big One" lieferte Michael Moore
bereits einige Beispiele seines einzigartigen Dokumentar-Stils: Nicht besonders
sachlich, aber stets amüsant und mit dem in den USA seltenen Fokus auf
die kleinen Leute in der Gesellschaft. Die Resonanz auf "Fahrenheit 9/11"
stellt natürlich alles bisher dagewesene in den Schatten. Über 100
Millionen US-Dollar Einspielergebnis in den USA sind eine absolute Sensation,
aber kein Wunder bei all der Publicity, die Disney Michael Moore durch ihre
Weigerung, den Film unter eigenem Label zu verleihen, verschaffte.
Natürlich ist Michael Moore seinem Stil treu geblieben und wendet zu großen
Teilen das oscarprämierte Konzept von "Bowling for Columbine"
auf sein aktuelles Projekt an, den Sturz von George W. Bush bei den anstehenden
Wahlen. Er selbst ist diesmal deutlich weniger im Bild zu sehen, dafür
umso öfter sein "Lieblingsfeind" Bush. Um ihn dreht sich der
ganze Film, er soll ihn bloßstellen, seine Unbeholfenheit und Gier anprangern.
Ob man das ganze nun noch als Dokumentarfilm bezeichnen sollte, ist schwer fraglich.
Eigentlich ist es mehr ein Pamphlet völlig frei von dokumentarischer Distanz,
das zudem wenig Neues zeigt. Wer Moores Bücher gelesen und "Bowling
for Columbine" gesehen hat, dem entlockt "Fahrenheit 9/11" allenfalls
ein Gähnen. In einigen Szenen, z.B. den Interviews mit den US-Soldaten
im Irak oder den gegeneinander geschnittenen widersprüchlichen Aussagen
von Bush/Rumsfeld/Powell/Rice, fördert Moore jedoch Wahrheiten zutage,
die in den US-Medien konsequent ignoriert werden. Daß für die jungen
Amerikaner der Krieg als etwas realistischeres Videospiel gesehen wird, um sich
vor den Schrecken und Traumata zu schützen, und daß Bush willens
ist, alles und jeden zu opfern, solange sein gutes Leben nicht gefährdet
wird. Seine Glaubwürdigkeit untergräbt Moore jedoch mit überflüssigen
Kommentaren wie z.B. über Bushs feine französische Bettwäsche,
in der er angeblich schläft, während die New Yorker um die Opfer der
Anschläge auf das WTC trauern. Davon lassen sich wirklich nur noch die
ganz blöden manipulieren, und der Rest entwickelt eine Skepsis, die Moore
sicher nicht auslösen wollte. Den ergreifendsten Moment liefert er, als
er eine Mutter, deren Sohn im Irak gefallen ist, dessen letzten Brief vorlesen
läßt. Auf hier kommen einem Bedenken, ob man diese vom Schicksal
gebeutelte Frau wirklich für politische Zwecke instrumentalisieren sollte.
Moore begibt sich auf das Niveau der Leute, die ihm ein Dorn im Auge sind. Aber
vielleicht ist sein unbestritten sinnvolles Ziel nicht anders zu erreichen.
Drücken wir die Daumen.
Moores neuer Film kann nicht mit der Finesse seiner vorhergehenden Filme
aufwarten, sondern kann nur als einseitiges Pamphlet gegen George W. Bush verstanden
werden. Nur in wenigen Szenen fördert Moore Wahrheiten zutage, die dem
einigermaßen interessierten Zuschauer etwas Neues bieten. Sein nobles
Ziel kann Moore aber wohl mit subtileren Mitteln kaum erreichen.