Der
menschliche Makel
The Human Stain (2003)
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INHALT
Der angesehene
College-Professor und Dekan Coleman Silk (Anthony Hopkins) wird wegen angeblich
rassistischer Äußerungen in den Vorruhestand versetzt. Als kurze
Zeit später seine Frau stirbt, ist Coleman am Boden zerstört. Trost
findet er wenig später bei der deutlich jüngeren Faunia (Nicole Kidman).
Er beginnt ein Verhältnis mit ihr, und fortan hat er nicht nur ihren psychopathischen
Ex-Mann Lester (Ed Harris) am Hals, sondern wird zudem von der Gesellschaft
geächtet.
KRITIK/INFO
Der Film basiert auf einem
Roman von Philip Roth. Dieser ist bekannt für Geschichten, die hinter die
Fassade der Gesellschaft blicken und den amerikanischen Traum in Frage stellen.
Mit der Verfilmung von "Der menschliche Makel" wurde der Regisseur
Robert Benton ("Nobody's Fool") betraut. Der ganz klar auf die kommende
Oscar-Verleihung zugeschnittene Film mußte sich jedoch mit durchwachsenen
Kritiken und einem schlechten Einspielergebnis begnügen.
In Rückblenden erzählt der Film immer wieder aus Coleman Silks Jugend
und lüftet dabei ein Geheimnis, das der Geschichte einen völlig neuen
Dreh gibt. Die Konstellation ist überaus interessant und hält das
Interesse des Zuschauers über die ganze Länge des Films wach, auch
wenn das Ende bereits früh vorweggenommen wird. Zum zentralen Element des
Films macht Benton jedoch die Liebesgeschichte zwischen Coleman und der viel
jüngeren Faunia. Und genau hier liegt auch die Schwäche des Films.
Faunias Taten wirken nicht minder psychotisch als die ihres Ex-Mannes Lester
und den gesellschaftlichen Unterschied zwischen dem College-Professor und der
besitzlosen Putzfrau betont der Film einige Male zu oft und zu aufdringlich.
Vor allem angesichts der Tatsache, daß hier der Kern der Handlung eigentlich
gar nicht zu finden ist, fällt dies unangenehm auf. Empörung herrschte
(vorrangig natürlich in den USA) über die Liebesszenen zwischen Hopkins
und Kidman. Offensichtlich haben diese Leute den Film nicht gesehen bzw. verstanden,
sonst müßten sie eigentlich etwas über Doppelmoral und Bigotterie
gelernt haben.
Darstellerisch hingegen ist der Film hervorragend. Die Besetzungsliste liest
sich beeindruckend, und keiner der großen Namen enttäuscht in dieser
nicht gerade leichtgewichtigen Geschichte. Und Robert Bentons Gespür für
atmosphärische Naturaufnahmen sowie leise Szenen, die großen Eindruck
hinterlassen, kommt dem Film ebenfalls sehr zugute. Rachel Portmans Filmmusik
tut ihr übriges und wir haben hier einen formal völlig einwandfreien,
wenn nicht gar hervorragenden, Film.
Robert Benton liefert ein makelloses Drama ab, das durch seine Besetzung
zu glänzen vermag. Leider fehlt es dem Drehbuch manchmal am Blick fürs
Wesentliche und so erzielt "Der menschliche Makel" nicht die große
Wirkung, die er haben könnte.